Tony Goovaerts
RN, Nurse Manager of Pre-Dialysis Education Programme, Peritoneal Dialysis and Home HD programme
Cliniques Universitaires St. Luc, Brussels, Belgium
tony.goovaerts@telenet.be
Zur Durchführung einer sicheren HHD ist ein gut funktionierender Gefäßzugang von größter Bedeutung. Zugangsprobleme können unerwünschten Streß in der Durchführung der Heimdialyse erzeugen und eine Rückkehr in die Klinik bzw. das Behandlungszentrum erforderlich machen und damit die Lebensqualität und Unabhängigkeit der Heimpatienten in Gefahr bringen1.
Es gibt drei verschiedene Arten von Gefäßzugängen, die arterio-venöse Fistel (AVF), die arterio-venöser Prothesenshunt (arterio-venous Graft = AVG) und der zentral-venöse Katheter (central-venous catheter = CVC), alle können in der Heimbehandlung eingesetzt werden.
Viele HHD-Patienten dialysieren häufiger als drei Mal die Woche. Dies kann in seltensten Fällen mit einem erhöhten Risiko für den Gefäßzugang verbunden sein2,12. Deshalb ist die Schulung von Patient und Pflegepersonal über Pflege und Versorgung des Gefäßzugangs ein sehr wichtiger Teil des Trainingsprogramms. Bei jedem Ambulanzbesuch und bei Heimbesuchen sollte der Gefäßzugang gründlich untersucht werden. Eine Shuntflußmessung während des Trainings ist als Referenzpunkt für die Nachsorge durchzuführen.
Idealerweise beginnt das Training, wenn der permanente periphere Gefäßzugang funktioniert. Ist dies nicht möglich, kann das Training auch mit einem zentralvenösene Katheter durchgeführt werden und der Patient damit nach Hause entlassen werden. Ist der permanente Zugang bereit für die Punktion, kann ein Nachtraining zur Selbstpunktion angesetzt werden.
Patienten an der Dialyse können eine höhere Haut- und Nasenbesiedlung mit Staphylococcus Aureus als die allgemeine Bevölkerung aufweisen3,4. Deshalb, unabhängig von der Art des Gefäßzugangs können Screenings erforderlich sein, die nach den jeweiligen örtlichen Anweisungen therapiert werden. Händewaschung und Desinfektion müssen perfekt durchgeführt werden.
Die Verwendung von Handschuhen während Punktion und Anschluß wird für die Patienten bei HHD unterschiedlich diskutiert. Handschuhe können die Einhaltung aseptischer Techniken verhindern, besser sind sorgfältig mit alkoholischem Desinfektionsmittel desinfizierte Hände (Die Anweisungen einzelner Zentren können abweichen).
Nachschulung und/oder Heimbesuche zur Kontrolle der Technik wird empfohlen, auf jeden Fall nach einer Infektion am Gefäßzugang.
Obwohl häufige HD mit einer höheren Komplikationsrate der Gefäßzugänge verbunden ist, werden in der AVF-Gruppe wenigerVorfälle berichtet12. Zentrumspatienten, die auf der Warteliste für HHD stehen, können bereits im Vorfeld zur Selbstpunktion geschult werden. Dies kann später die Gesamtzeit des Trainings verkürzen.
Die ideale Position für die AVF bei Patienten, die sich selbst punktieren, ist der nicht-dominante Unterarm. Oberarm AVF und AVF am dominanten Arm sind schwieriger selbst zu punktieren, es kann jedoch erlernt werden.
Für mehr allgemeine Information über AVF siehe EDTNA/ERCA Veröffentlichung “Punktion und Pflege des Gefäßzugangs – ein Leitfaden zur für Pflegekräfte über AV-Fisteln48.
„Meine Pfleger sagte, sobald ich gelernt hätte, mich selbst zu punktieren, würde ich niemals mehr irgendjemand anderen die Punktion durchführen lassen – und er hatte absolut Recht.“ – Stuart
„Selbstpunktion ist wie der Unterschied zwischen dem Beifahrer und dem Fahrer auf einer kurvigen Bergstraße. Der Beifahrer fühlt sich unwohl und krank, als Fahrer hast du die Kontrolle und fühlst dich gut.“
Vorbereitung
Punktion (Standardkanüle)
Dialyse An- und Abschluß
Bewertung
Hinweise zum Training
Plastikkanülen
Strickleiterpunktion
Die Strickleiterpunktion ist eine sehr gute Punktionstechnik. Die gesamte Länge des Gefäßes wird verwendet mit abwechselndem Punktionsstellen von ca. 5 mm zwischen den Punktionsstellen. Aufgrund der Literatur wird von geringerem Infektionsrisiko ausgegangen als bei der Knopflochpunktion13. Trotzdem hat die Strickleitertechnik auch Nachteile:
Arealpunktion
Die Arealpunktion hat das schlechteste Ergebnis weil es zu einer Ausdünnung der Gefäßwand kommt, mit Aneurysmabildung und Stenose und sollte absolut vermieden werden15,16.
Knopflochpunktion (Button-hole =BH)
Die häufigere Anlage von AVF am Oberarm mit kurzem und geschlängeltem Verlauf, die Zunahme des Altersdurchschnitts bei HD-Patienten Bevölkerung und die das erhöhte Vorkommen von gefäßbedingten Komorbiditäten sowie die Zunahme häufiger HHD haben alle zusammen zu einer Zunahme am Interesse der Knopflochpunktion geführt17. Die Knopflochtechnik ist ein Punktionsvorgang, bei der die AVF jedes Mal an derselben Stelle, mit demselben Winkel und Penetrationstiefe bei jeder Dialysebehandlung erfolgt.
Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die erhöhte Infektionsraten aufzeigen18,19,20. Allerdings, wurden in den Studien viele Unterschiede in der Punktionstechnik sichtbar, viele Beschreibungen des Punktionsvorgangs waren unvollständig und unklar. Außerdem hat sich die Technik seit der Veröffentlichung einiger Artikel weiterentwickelt. Auf jeden Fall ist es zur Infektionsvermeidung absolut erforderlich, den genauen Arbeitsanweisungen zu folgen.
Die British Renal Society Vascular Access Special Interest Group empfiehlt ein Screening und Auswahl der Patienten, die für Knopflochpunktion in Frage kommen:
Besondere Aufmerksamkeit müssen Patienten erhalten, die bereits zuvor eine Infektion des Gefäßzugangs aufweisen, da ein Wiederauftreten der Infektion wahrscheinlich sein kann22.
Veränderte Punktionsweise bei Knopflochpunktion
Die meisten Punktionsaspekte ähneln denen der Standardpunktion, aber folgende Punkte müssen Berücksichtigung finden:
Entwicklung des Knopflochtunnels
Ein Hilfsmittel zur Schaffung eines geraden Tunnels ist der Einsatz eines Plastikstifts. Solange stifte eingesetzt werden, gibt es keine Krustenbildung. Wenn die Kanüle nach der Dialyse entfernt wurde und die Blutung steht, wird die Punktionsstelle desinfiziert und der Stift eingeschoben. Er verbleibt an Ort und Stelle bis zur nächsten HD-Sitzung und wird mit einem komprimierenden Verband abgedeckt. Wenn der Stift vor der nächsten Punktion herausgezogen wird, wird eine scharfe Kanüle vorsichtig eingeschoben in den Tunnel, der von dem Stift gebildet wurde. Diese Schritte werden mindestens sechs Mal wiederholt. Die Länge des Stifts Tiefe der Gefäßwand angepaßt werden.
Wenn Stifte eingesetzt werden, ist es nicht unbedingt erforderlich, jedes Mal denselben Punkteur einzusetzen während des gesamten Prozesses. Dabei kann der Patient in manchen Fällen früher mit der Selbstpunktion beginnen. Es braucht weniger Mut, die Kanüle durch einen offenen Tunnel gleiten zu lassen (Ideal für Patienten mit Kanülenphobie).
Shuntpflege am Ende der Dialyse
Veränderte Vorgehensweise bei AVG-Punktion
Viele unterschiedliche Katheter stehen zur Verfügung. Sie sollten einen minimalen Blutfluß von 300 ml/min. dauerhaft gewährleisten, damit eine adäquate Dialyse durchgeführt werden kann10. Allerdings gibt es keine Evidenz für die Auswahl bzw. Bevorzugung eines einzelnen Kathetertypen.
Verschiedene Konnektoren stehen gegenwärtig zur Verfügung, die ein mechanisches und mikrobiologisch geschlossenes System darstellen und Blutstrominfektionen bei CVC verringern sollen40,21. Die“Canadian Society of Nephrology guidelines for Intensive HD”, empfehlen ein geschlossenes Luer MP für Patienten mit intensive HD18. Allerdings ist es empfohlen, dieses Medizinprodukt für alle HHD-Patienten mit CVC einzusetzen41,42. Es schützt vor versehentlicher Diskonnektion, vermeidet Blutungsverlust und zuletzt – noch wichtiger – Luftembolie (negativer Druck im System, wenn der Patienten nicht in Kopftieflage liegt). In einigen Fällen ist die Spülung mit 0,9 % Kochsalz am Ende der Dialyse ausreichend um den CVC durchlässig zu halten und vermeidet die Injektion einer zusätzlichen Blocklösung.
Allerdings, wenn das MP nicht ordentlich konnektiert wird, kann es auch zu versehentlicher Diskonnektion kommen und den damit verbundenen Komplikationen inclusive Luftembolie und Blutverlust.
Normalerweise wird jedes Lumen mit 10 – 30 ml Kochsalz nach der Dialyse gespült, bevor ein Block gesetzt wird aus Heparin/Anticoagulantien/Antimikrobieller Lösung. Jedes Zentrum hat seine eigene Vorgehensweise. Expertenmeinung bevorzugt eine Erhöhung der Spülmenge (bis 30 ml), um die Bildung einer sekundären Fibrinmembran und Flußprobleme zu reduzieren43. Um die Aspiration von Blut im CVC zu vermeiden, muß der Schlauch jedesmal abgeklemmt werden, bevor eine Spritze abgenommen wird. Die Klemme bleibt bis zur nächsten Dialysebehandlung geschlossen44.
Vor jeder Dialysebehandlung muß die Blocklösung komplett entfernt werden und dann mit 0,9% Kochsalz durchgesült werden. Das Zentrum muß kontaktiert werden, wenn der Block nicht entfernt werden kann.
Unglücklicherweise kommt es regelmäßig zu Flußstörungen bei CVC, die zu einer verringerten Dialyseeffektivität führen. Die Definitionen von Katheterdysfunktion sind unterschiedlich, aber im Allgemeinen sind sie bezogen auf die Unmöglichkeit, während der Dialyse eine gewisse definierte Blutpumpengeschwindigkeit zu erreichen innerhalb der venösen und arteriellen Druckbegrenzungen von + 250 und -250 mmHg46.
Eine Veränderung des Blutflusses von mehr als 20 % über 3 aufeinanderfolgende Behandlungen ist ein Indiz für ein Problem47, oder wenn der Tausch der Blutschläuche wegen Flußproblemen eine regelmäßige Vorgehensweise darstellt16. Der Tausch der Blutschläuche erhöht jedoch die Rezirkulation und wird deshalb nicht empfohlen.
Infektionendes CVC treten häufiger auf als Infektionen bei arterio-venösen Zugängen. Sie können lokal (Exit¬- oder Tunnelinfektion) oder systemisch auftreten. Patienten müssen die Infektionszeichen kennen und sollten ihre Temperatur bei jeder Behandlung oder täglich messen. Wenn Infektionszeichen erkannt werden, muß der Patienten das Zentrum aufsuchen und ein lokaler Abstrich sowie eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Topische oder systemische Behandlung muß je nach Verfahrensanweisung des Zentrums erfolgen.
Alle Arten von Gefäßzugängen können in der Heimdialyse eingesetzt werden. Ein gut funktionierender Gefäßzugang ist ein Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche HHD. Die Pflege des Zugangs ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Schulungsprogramms. Die Befolgung der Vorschriften des Zentrums ist von extremer Bedeutung.
Nachschulung, Beobachtung der Punktionstechnik während der Hausbesuche und Motivierung des Patienten sind hilfreich zur Vorbeugung von Infektionen und für die Überlebensrate des Gefäßzugangs.